Die Jurys des Marler Medienpreis Menschenrechte freuen sich, die Nominierungen für den diesjährigen Medienpreis der Menschenrechtsorganisation bekanntzugeben.

Aus fast 100 Einsendungen werden Beiträge in den drei Kategorien Information Video, Information Audio / Print sowie Fiktion ausgezeichnet. Zusätzlich werden ein Preis der Amnesty Jugend sowie ein Ehrenpreis vergeben.

Die Preisträger*innen des Marler Medienpreis Menschenrechte 2022 werden am 24. September bei der Preisverleihung im Grimme-Institut in Marl bekanntgegeben.

Die Jurys nominieren folgende Beiträge und senden herzliche Glückwünsche:

 

Kategorie Information Video

Europas Schattenarmee: Pushbacks an der kroatisch-bosnischen Grenze
Redaktion: WDR Monitor
Autor*innen: Shafagh Laghai, Nicole Vögele, Klaas van Dijken, Jack Saproch, Srdjan Govedarica, Andrea Beer, Jerko Bakotin, Phevos Simeonidis, Bashar Deeb, Steffen Lüdke, Els van Driel, Andrei Popoviciu, Lamia Šabić, Danka Derifa
Redaktionsleitung: Georg Restle

Der Bericht untersucht eine nicht so bekannte menschenrechtsverletzende Praktik an der bosnisch-kroatischen Grenze, um die Außengrenze der EU gegenüber Geflüchteten per illegalen Pushbacks abzuschotten. Dies geschieht unter Inkaufnahme von gesetzeswidrigen Polizeiaktionen und brutalen Übergriffen gegen die Geflüchteten. Es werden eindrücklich die verzweifelten und wiederholten Versuche von Familien, die von Bosnien/Herzegowina nach Kroatien in die EU gelangen wollen, gezeigt. Ein Bericht, der aufgrund der Brutalität und Illegalität, mit der Geflüchteten der Zutritt zur EU verwehrt wird, die Zuschauer*innen betroffen hinterlässt.

Wikileaks – Die USA gegen Julian Assange
Redaktion: NDR / WDR
Autor*innen: Robert Holm; Elena Kuch
Redakteur*innen: John Goetz, Barbara Biemann, Stephan Wels, Petra Nagel

Der Film beschreibt über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren die Ereignisse um Julian Assange. Es wird anhand von Fakten und Interviews mit Unterstützer*innen wie Gegner*innen das Geschehen ausführlich untersucht. Es wird mit vielen Gerüchten, die zu Assange und seiner Persönlichkeit existieren, aufgeräumt. Die politischen Aktivitäten im Hintergrund und der schonungslose Umgang mit Menschen, die Kriegsverbrechen oder menschenrechtsverletzende Aktionen eines Staates offenlegen, werden enthüllt. Der Film zeigt, dass es nicht nur um Assange geht, sondern um die Bedrohung von Enthüllungsplattformen, investigativen Journalismus, Whistleblowern und vor allem um die Pressefreiheit.

Re: Frauenmorde in der Türkei
Redaktion: ZDF / ARTE
Autor*innen: Sabine Küper-Büsch, Thomas Büsch
Redakteur: Frederic Ulferts

Jeden Tag wird eine Frau in der Türkei durch Partner und/oder Familienangehörige ermordet. Der Film zeigt die Tatenlosigkeit der Regierung, der Polizei, der Gerichte auf. Aber auch, wie der Widerstand und Kampf vieler türkischer Frauen dagegen wächst, wie Frauen, trotz Drohungen, über diese Gewalt und Morde gegen Frauen aufklären, die Verfolgung/Bestrafung der Täter*innen verlangen, die Öffentlichkeit mobilisieren. Ein einfühlsamer, berührender Film, der gleichzeitig Hoffnung macht.

 
Kategorie Information Audio / Print

Mein Freund im Todestrakt

Redaktion: Deutschlandfunk Kultur
Autor: Arndt Peltner
Redakteurin: Ellen Häring

Der Beitrag „Mein Freund im Todestrakt“ beschreibt den seit 1994 bestehenden Kontakt des Journalisten Arndt Peltner zum Todestraktinsassen Reno, der seit über 40 Jahren in St. Quentin einsitzt. Der Beitrag veranschaulicht die harten Lebensumstände im Todestrakt, die abstumpfende Routine und schwindende Hoffnung, zeigt aber auch einfühlsam die Bedeutung von Kontakten zur Außenwelt für einen Gefangenen wie Reno und seine Versuche, mit Hilfe von Kreativität aus der Routine auszubrechen. Die einfühlsame Art des Beitrags hat die Jury besonders beeindruckt.

Der letzte Tag – Das Attentat von Hanau
Redaktion: Deutschlandfunk Kultur / WDR / NDR
Autor: Sebastian Friedrich
Redakteurin: Katrin Moll

Der Beitrag „Der letzte Tag – das Attentat von Hanau“ beginnt mit der Schilderung des Alltags der betroffenen Familien in Hanau-Kesselstadt, die sich trotz aller Schwierigkeiten und des Rassismus etwas aufgebaut haben. Der Abend des Attentats wird anhand von bewegenden Interviews mit Hinterbliebenen und Zeug*innen erzählt. Der Mut und die Stärke der Hinterbliebenen, die seitdem auf Veränderungen in Politik und Gesellschaft drängen und die Erinnerung an die Opfer wachhalten, sind beeindruckend. Der Beitrag überzeugt dadurch, dass die Betroffenen im Mittelpunkt stehen, und wir die Geschehnisse aus ihrer Perspektive erfahren.

Slahi – 14 Jahre Guantanamo
Redaktion: NDR
Autoren: Bastian Berbner, Ole Pflüger, John Goetz
Redakteurin: Johanna Leuschen

Der zwölfteilige Podcast „Slahi – 14 Jahre Guantanamo“ beschreibt den Weg von Mohamedou Ould Slahi aus Mauretanien, der im Zuge des „War on Terror“ nach Guantanamo verschleppt und dort gefoltert wurde. Der Podcast beeindruckt durch seine fesselnde Darstellung und die Gespräche mit vielen Akteur*innen, wobei besonders die Gespräche mit den an der Folter Beteiligten herausstechen. Einmal mehr wird nicht nur die Unmenschlichkeit der Folter deutlich, sondern auch, dass sie den erhofften „Zweck“ nicht erfüllt.

 

Kategorie Fiktion

Endjährig

Redaktion: ZDF
Autor: Willi Kubica
Redakteur*innen: Burkhard Althoff, Varinka Link (ZDF / Das kleine Fernsehspiel)

Der Film „Endjährig“ entwirft ein düsteres Zukunftsszenario für Deutschland, Mitte des 21.Jahrhunderts. Aufgrund der Überalterung der Gesellschaft und der begrenzten Ressourcen soll eine Zwangssterblichkeit ab 80 Jahren eingeführt werden. Dies betrifft auch Milo, der mithilfe seines Sohnes fliehen will. Doch das Verhältnis zwischen beiden ist gestört. Die Handlung steuert auf einen dramatischen Höhepunkt zu.

Ayka
Redaktion: ZDF / ARTE
Autoren: Sergey Dvortsevoy, Gennadij Ostrovskij
Redakteur*innen: Doris Hepp (ZDF / ARTE), 
Christian Cloos (ZDF / Das kleine Fernsehspiel)

Die junge Kirgisin Ayka geht nach der Geburt ihres Sohnes auf der Suche nach Arbeit, Geld und ärztlicher Hilfe durch die Hölle in Moskau. Der heftige Schnee ist draußen ihr ständiger Begleiter und die Kamera bleibt stets dicht bei ihr. Ohne Aufenthaltsgenehmigung kämpft sie jeden Tag um ihre Menschenrechte und bewahrt sich trotz vieler Niederlagen ihre eigene Persönlichkeit mit kleinen Erfolgen. Ein Film, der unter die Haut geht und manchmal kaum auszuhalten ist.

Was werden die Leute sagen

Redaktion: ZDF / ARTE
Autorin: Iram Haq
Redakteur*innen: Claudia Tronnier (ZDF / Das kleine Fernsehspiel), Doris Hepp (ZDF / ARTE)

Mit dem Film verleiht die Regisseurin Iram Haq Einblick in ihre persönliche Geschichte als Teenagerin in Norwegen und Tochter einer traditionell lebenden Familie aus Pakistan. Als das 15jährige Mädchen die Regeln der Familie verletzt, wird sie zur der ihr noch unbekannten Familie nach Pakistan verschleppt. Mit der Zeit baut sie zwar Vertrauen zu der Kultur ihrer Eltern auf, doch stößt sie auch hier an ihre Grenzen.

Teheran Tabu
Redaktion: ZDF / ARTE / ORF
Autor: Ali Soozandeh
Redakteur*innen: Christian Cloos (ZDF / Das kleine Fernsehspiel), Doris Hepp (ZDF / ARTE), Heinrich Mis (ORF)

Vier scheinbar völlig verschiedene Menschen versuchen in der iranischen Hauptstadt zwischen Unterdrückung, Kontrolle und Tabus ihr Leben zu bewältigen. Als sich ihre Wege kreuzen, werden die Gemeinsamkeiten, aber auch die Widersprüche deutlich, die sich zwischen Anpassung und Selbstverwirklichung immer wieder auftun. Teheran Tabu stellt sich gegen das Schweigen, das die autoritäre und patriarchale Gesellschaft im Iran bestimmt und stellt ihm gegen alle Widrigkeiten ein Moment des Aufbegehrens entgegen.

 

Preis der Amnesty-Jugend

Ich bin Liv – Leben als Transkind

Redaktion: WDR
Autorin: Dr. Jana Magdanz
Redaktionsleiter: Andreas Blendin

Eindrücklich und persönlich erzählt Liv in diesem Podcast aus ihrem Leben als Transmädchen. Liv berichtet von der Unterstützung, die sie durch ihre Familie und Freund*innen erfährt, von ihrem Alltag in der Schule und von hormonellen Veränderungen.

#endsars – Nigerias Kampf gegen Korruption und Polizeigewalt
Redaktion: ZDF Auslandsjournal
Reporter: Malcolm Ohanwe
Autor*innen: Malcolm Ohanwe, Sophie Apelt, Saskia Menges
Redakteurinnen: Anja Roth, Imke Meier  

Die Bilder einer gewaltvollen Auseinandersetzung zwischen der nigerianischen Polizei-Spezialeinheit SARS und jungen Nigerianer*innen gingen Ende 2020 um die Welt. Wie es zu der Widerstandsbewegung kam, die schlussendlich die Auflösung der Einheit erreichte, und welche Ziele und Visionen junge nigerianische Menschen weiterhin für das Land haben, beleuchtet der Beitrag aus unterschiedlichen Perspektiven.

Kanackische Welle: Ein Podcast von FUNK
Redaktion: FUNK
Autoren, Moderatoren und Redakteure: Malcolm Ohanwe, Marcel Aburakia
Abnehmende Redakteurinnen: Phuong Tran, Duygu Gezen

Der Podcast „Kanackische Welle“ behandelt Themen wie Zugehörigkeit, Diskriminierung und Rollenklischees in Deutschland und zielt mit diesem Format darauf hin, die Scham und das Stigma aufzulösen. In mehreren Episoden besprechen geladenene Gäste in lockerer Atmosphäre unter anderem den Holocaust an Sinti*zze und Rom*nja oder den Konflikt zwischen Israel und Palästina. Weiterhin zeigen die Beiträge, wie wichtig es für die Betroffenen ist, dass zu den verschiedenen Problematiken Aufklärungsarbeit geleistet wird.

logo!: Kinder auf der Flucht – Wer kümmert sich um ihre Rechte?
Redaktion: ZDF
Reporter und Moderator: Sherif Rizkallah
Redakteur: Gordian Baur
Redaktionsleiterin: Eva Radlicki

Sherif Rizkallah von logo! ist in Griechenland auf der Suche nach den Kinderrechten von Geflüchteten. Nach einer kurzen Einführung in die Kinderrechte zeigt er seinen Besuch im Camp Ritsona, in dem die Geflüchteten abgeschottet von der Außenwelt wohnen. Ein Mädchen berichtet eindrucksvoll von ihrer Lage. In Athen interviewt Sherif Geflüchtete, die als freiwillige Helfer*innen zweier Nichtregierungsorganisationen aus dem Bildungs- und medizinischen Bereich tätig sind. Sherif zieht ein Fazit darüber, welche Kinderrechte gut geschützt werden, und wo sich was verändern muss.